Automatikgetriebe und deren Steuerung werden immer komplexer. Dementsprechend ist auch die Diagnose bei einem Fehlverhalten des Aggregates nicht immer einfach.
Die Vielfalt der Steuersysteme und die rasante Entwicklung neuer Komponenten stellen die Fähigkeiten eines Mechanikers oder Diagnostikers auf eine harte Probe. Es gibt leider auch keine allgemeingültigen und überall anwendbare Kriterien für eine umfassende Diagnose. Trotzdem lassen sich einige Grundsätze für die Beurteilung des Zustandes eines Automatikgetriebes zusammenstellen. Aus unserer Praxis haben wir einige hilfreiche Hinweise zusammengetragen.
Wichtig für eine Diagnose sind folgende Fakten:
Eine Probefahrt sollte mit sehr viel (Zehenpitzen-) Gefühl durchgeführt werden, um möglichst genau das Fahrverhalten bzw. die Beanstandung zu eruieren oder nachzuprüfen. Bevor sie auf eine Probefahrt gehen, prüfen Sie jedoch mit Vorteil die nachfolgenden Punkte:
1. Ölniveau
Falls das Automatikgetriebe mit einem Ölmessstab ausgerüstet ist, wird mit wenigen Ausnahmen das Ölniveau auf ebener Fläche bei laufendem Motor in Stellung P (N) gemessen. Das richtige Niveau ist wichtig. Messen Sie betriebswarm und mehrmals:
Typische Probleme bei falschem Ölstand sind:
2. Ölqualität
Der Zustand des ATF (Automaten-Öl) kann sehr viel über den mechanischen Zustand des Automaten aussagen, daher immer den Öl-Zustand beurteilen (ev. grössere Menge).
Hinweis:
Führen Sie den Service durch, bevor der Automat Störungen aufweist.
Faustregel:
Informieren Sie den Kunden immer darüber, dass ein Automatenservice zu diesem Zeitpunkt zwecklos ist und das Verhalten des Automaten möglicherweise noch verschlimmern kann, da die durch den Ölwechsel eingeschlossene Luft Systemablagerungen aufwühlt.
3. Bei Kabelzug-Steuerung
Der Kabelzug steuert den Systemdruck, den Drosseldruck und vielfach auch die Kickdown-Rückschaltung.
Faustregel:
Kabelzug muss synchron mit dem Drosselklappen-mechanismus resp. mit dem Gaskabelzug betätigt werden. Im Leerlauf ist Drosselkabelzug leicht gezogen, nicht durchhängend. Bei Vollgas soll am Drosselkabelzug noch leichtes Spiel vorhanden sein.
Typische Fehler bei Kabelzugsteuerung:
4. Bei Unterdruck-Steuerung:
Ansaugrohrvakuum liegt an der Unterdruck-Membrane (Modulator) an.
Typische Probleme bei der Unterdrucksteuerung:
5. Bei elektronischer Steuerung
Die meisten Systeme sind mit einer Eigendiagnose oder mit einem Diagnosestecker versehen. Im System gespeicherte Fehlercodes sind wertvolle Hinweise für das Auffinden von Fehlfunktionen, daher in jedem Fall, wenn immer möglich, vor der Probefahrt die abgelegten Fehlercodes auslesen und löschen. Bei vielen Fahrzeugen genügt dazu das Abklemmen der Batterie für einige Sekunden, bei anderen Fahrzeugen müssen die Fehlercodes aktiv gelöscht werden (ab Jahrgang 2001 ist der OBD-Stecker obligatorisch).
Natürlich produziert ein defektes Getriebe, eben weil es schleift oder weil irgendwo der Druck verloren geht auch Fehlercodes, daher gilt auch hier die Devise:
Jedes System hat seine Eigenheiten und trotzdem gibt es gewisse Gemeinsamkeiten. Schaltvorgänge werden heute durch Magnetventile gesteuert.
Es gibt Schaltventile, Druckregel-Ventile, Schub- und Abstimmventile etc. Jedes Getriebe hat seine Schaltlogik.
Hier ein Beispiel:
Schaltbefehle werden durch ein Steuergerät erteilt, welches viele Informationen von Sensoren und Schaltern des ganzen Fahrzeuges auswertet.
Die gebräuchlichsten Sensoren sind: VSS Geschwindigkeits-Sensor, TSS Turbinenrad-Sensor, MAF / MAP Luftmassen- Luftdruckmesser, FTS Temperatur-Sensor, TPS Drosselklappen-Potentiometer, MLPS Wählhebel-Positions-Sensor etc. Bei Fehlverhalten einer oder mehrerer dieser Sensoren kann das Getriebe in die «Notschaltung» fallen, der Druck ist dann auf «Hoch» eingestellt, eine automatische Schaltung erfolgt meist nicht mehr. Optisch wird dies zum Teil mit einer blinkenden Kontrolllampe angezeigt.
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